Jahresbericht 2022

6 | BStBK-Jahresbericht 2022 60. DEUTSCHER STEUERBERATERKONGRESS Mit der Premiere des Films „Wir sind Steuerberater“ eröffnete die BStBK den ersten Kongresstag. Dieser veranschaulicht die Vielfalt des steuerberatenden Berufs und informiert nicht nur junge Menschen über dessen Tätigkeitsprofil, sondern auch die Mandantschaft und Geschäftspartner*innen. Thematisch stand der Kongress ganz im Zeichen der wirtschaftlichen Herausforderungen. Erst die Corona-Pandemie, dann der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg in der Ukraine und eine stark steigende Inflationsrate. Das alles betrifft auch Steuerberater*innen und ihre Mandantschaft. In seiner Eröffnungsrede forderte BStBK-Präsident Prof. Dr. Hartmut Schwab die Politik auf, mit einem steuerpolitischen Gesamtkonzept und umfassenden Entlastungen gegenzusteuern. Konzeptionelle Überlegungen und Entscheidungen seien u. a. im deutschen Unternehmenssteuerrecht dringend nötig. Als nicht zielführend bewertete er dabei laufende Gesetzgebungsverfahren, die nur auf längst überfällige Erleichterungen setzen wie die Anhebung des Grundfreibetrags. Zudem sollten der Verlustrücktrag, die kalte Progression sowie die Pauschalen und die Grenzbeträge im Einkommensteuerrecht überarbeitet werden. Prof. Schwab betonte zudem, dass es mehr Digitalisierung brauche, um Berufsstand und Finanzverwaltung gleichermaßen zu entlasten. Das gelte für unzählige Bereiche – ob bei der Grundsteuerreform oder der Betriebsprüfung. Wie mehr Digitalisierung konkret aussehen kann, mache der Berufsstand mit seinem Zukunftsprojekt, der Steuerberaterplattform, vor. Als Highlight des ersten Kongresstages gab Bundesfinanzminister Christian Lindner in seiner Rede Einblicke in die steuerpolitische Arbeit der Bundesregierung. Er kündigte u. a. eine Anpassung des Steuertarifs und des Grundfreibetrags an. Zugleich erteilte er dem Lastenausgleich und der Vermögensteuer eine Absage. Lindner hob die wichtige gesellschaftspolitische Funktion des Berufsstands hervor und bedankte sich für dessen Engagement während der Corona-Pandemie. Weiter richteten Dr. Hans-Josef Thesling, Präsident des Bundesfinanzhofs, und Daniel Wesener, Berliner Senator für Finanzen, ihre Grußworte an die Kongressteilnehmer*innen. In der Podiumsdiskussion „Steuerpolitik der 20. Legislaturperiode – was brauchen Wirtschaft und Gesellschaft?“ beleuchteten die finanzpolitischen Sprecher*innen der Ampelkoalition und der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion die steuerpolitischen Pläne ihrer Parteien. Sie diskutierten, was künftig geschehen müsse, um das deutsche Steuerrecht krisenfester zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu stärken. Zu Gast waren Katharina Beck (Bündnis 90/Die Grünen), Markus Herbrand (FDP), Michael Schrodi (SPD), Fritz Güntzler (CDU/CSU) und Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Schön, Direktor des Max-Planck-Instituts für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen. Am Nachmittag sowie am zweiten Kongresstag erwartete die Teilnehmer*innen ein vielfältiges Vortragsangebot. Zudem befasste sich der „Treffpunkt junge Steuerberater“ mit dem zukunftsorientierten Thema „Vom Steuerberater zum Tax Engineer“. Ergänzt wurden die Präsenzveranstaltungen durch ein breit gefächertes Onlineangebot. In informativen Videovorträgen und praxisnahen Fallstudien konnte sich der Berufsstand zu aktuellen steuerrechtlichen und berufsrelevanten Themen fortbilden. Am 2. und 3. Mai 2022 fand das große Jahrestreffen des steuerberatenden Berufs im Estrel Berlin statt. Rund 1.300 Teilnehmer*innen aus Wirtschaft, Politik, Berufsstand und Presse folgten der Einladung der BStBK.

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