6 | BStBK-Jahresbericht 2024 62. DEUTSCHER STEUERBERATERKONGRESS Wenige Wochen vor der Wahl des Europäischen Parlaments waren die wirtschaftlichen Herausforderungen auf europäischer und nationaler Ebene zentrales Thema des Kongresses. Denn der Standort Europa und somit auch Deutschland stehen enorm unter Druck. In seiner Eröffnungsrede forderte BStBK-Präsident Prof. Dr. Hartmut Schwab die Politik auf, die Hindernisse für wirtschaftlichen Erfolg endlich anzugehen. Die Politik müsse Bürokratie abbauen, Verfahren beschleunigen und mehr Anreize für Unternehmen schaffen. So komme die deutsche Wirtschaft wieder in Fahrt und auch Europa sei für die künftigen Herausforderungen gewappnet. Sollen Unternehmen wirksam von bürokratischen Lasten befreit werden, führe kein Weg an einem Abbau von Berichts- und Dokumentationspflichten vorbei. Prof. Schwab betonte, dass diese nicht mit Augenmaß ausgerichtet seien und daher Steuerberater*innen sowie ihre Mandantschaft enorm belasten. Besonders kritisierte er die nicht aufeinander abgestimmten Meldepflichten für Unternehmen. Die EU müsse die „One-in“-„One-out“-Regelung endlich konsequent umsetzen. Unternehmen dürften nicht mit immer neuen Pflichten belastet werden. Wenn Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeitsberichterstattung kommen, müsse auch an anderer Stelle gestrichen werden. Prof. Schwab betonte, dass der Wille zum Bürokratieabbau auf nationaler Ebene zwar da sei, es aber an der Umsetzung hapere. So habe der Gesetzgeber beim Entwurf zum Bürokratieentlastungsgesetz viele zielgerichtete Vorschläge aus der Praxis nicht aufgenommen. Das verschenke viel Potenzial, gerade im Steuerrecht. Es brauche dringend Vereinfachung durch mehr Mut zu Pauschalierungen. Dafür mache sich die BStBK stark. Zudem appellierte er an die Politik, Verfahren zu beschleunigen und Gesetzgebungsprozesse agiler zu gestalten. Auf die Schnelllebigkeit der Digitalisierung könne sonst nicht reagiert werden und die getroffenen Regelungen seien schon am Tag des Inkrafttretens veraltet. Am ersten Kongresstag richtete auch der Berliner Senator für Finanzen Stefan Evers sein Grußwort an den Berufsstand. Im Anschluss erörterte BFH-Präsident Dr. Hans-Josef Thesling mögliche Erleichterungen beim Zugang zum BFH sowie den Zustand der Steuergesetze. In ihrer Keynote „Zukunft – Gibt es eine Bedienungsanleitung?“ teilte Dr. Florence Gaub, Zukunftsforscherin und Forschungsdirektorin der NATO-Militärakademie, u. a. ihre Gedanken zur zukünftigen Gestaltung und Ausrichtung von Gesellschaft und Politik in Deutschland. Als Highlight des ersten Kongresstages gab Bundesfinanzminister Christian Lindner in seiner Rede Einblicke in die steuerpolitische Arbeit der Bundesregierung. Er kündigte ein Steuerrechtsänderungsgesetz an und versicherte, sich weiter für Steuervereinfachung einzusetzen. Darüber hinaus regte Lindner an, einzelne bestehende staatliche Ausgabenpläne in Zeiten einer angespannten wirtschaftlichen Lage zu überdenken. Am ersten und zweiten Kongresstag erwartete die Gäste zudem ein vielfältiges Vortragsangebot. Dabei standen u. a. zukunftsrelevante Themen wie „Digitalisierung, KI & Co.“ oder „Strategien für eine starke Mitarbeiter- und Azubi-Zukunft“ im Fokus. Ebenfalls befasste sich der „Treffpunkt junge Steuerberater“ mit dem Schwerpunkt „New Work als Lösung für Steuerberaterkanzleien?“. Am 13. und 14. Mai 2024 fand das große Jahrestreffen des Berufsstands im ESTREL Congress Center Berlin statt – der DEUTSCHE STEUERBERATERKONGRESS. Knapp 1.500 Teilnehmer*innen aus Wirtschaft, Politik, Berufsstand und Presse folgten der Einladung der BStBK.
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