Jahresbericht 2022

32 | BStBK-Jahresbericht 2022 bestehender Instrumente zur Eindämmung von Steuervermeidung aus. So ergeben sich bereits aus den beiden Anti-Steuervermeidungsrichtlinien (ATAD I und II) Regelungen bei der Hinzurechnungs- und Wegzugsbesteuerung, die aggressive Steuerplanungssysteme bekämpfen sollen. Wenn die neue Richtlinie wie geplant umgesetzt werde, sei laut BStBK zu befürchten, dass eine enorme zusätzliche bürokratische Last auf die Steuerberatungskanzleien zukomme. Denn der Berufsstand sei in diesem Fall maßgeblich daran beteiligt, die erforderlichen Informationen bereitzustellen, damit die Unternehmen ihren Dokumentations- und Meldepflichten nachkommen können. Um hier praxistauglichere Wege zu finden, macht sich die BStBK auch 2023 im weiteren Verfahren für den Berufsstand stark. [ 5 ] – Zusammenarbeit mit berufsständischen Organisationen Immer wieder geraten zentrale Säulen des deutschen Berufsstands wie die Selbstverwaltung oder das Berufsgeheimnis durch europäische Gesetzgebung unter Beschuss. Um dem entgegenzuwirken, ist es zielführend, überall dort, wo es inhaltlich möglich ist, Kräfte zu bündeln. Das umfassende Engagement der BStBK in Brüssel – als German Tax Advisers (GTA) und im Rahmen der European Tax Adviser Federation (ETAF) – bleibt daher essenziell. Das zeigen auch die erzielten Erfolge wie beim EU-Geldwäschepaket. German Tax Advisers Bereits seit 2019 setzt sich die BStBK gemeinsam mit dem DStV unter dem Dach der GTA für die Belange des deutschen Berufsstands auf EU-Ebene ein. Durch diesen Schulterschluss hat die Stimme der deutschen Steuerberater*innen in Europa deutlich an Gewicht gewonnen. Mit ihren Veranstaltungsreihen bieten die GTA wichtige Plattformen zum Austausch über berufspolitische und steuerrechtliche Themen. Unter dem Motto „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter – E-Invoicing für europäische Unternehmen“ veranstalteten sie am 18. Mai 2022 ein Brüsseler Steuersymposium. BStBK-Vizepräsident Dr. Holger Stein erörterte in seiner Rede die Pläne der EU- Kommission zur Modernisierung der mehrwertsteuerlichen Meldepflichten. Zudem wies er u. a. auf die wesentliche Bedeutung der Mehrwertsteuer und die hohen Einnahmen hin, die den europäischen Staaten durch den Missbrauch des derzeitigen Mehrwertsteuersystems entgehen. Zahlreiche Expert*innen aus Brüssel und Deutschland diskutierten im Anschluss die Folgen der geplanten Reform für den Berufsstand. Im November luden die GTA darüber hinaus zu einem parlamentarischen Abend nach Brüssel ein. Mit Europaabgeordneten diskutierten sie über das neue Legislativprojekt der EU-Kommission zum Vorgehen gegen „Vermittler, die aggressive Steuerplanung ermöglichen“. Im Austausch mit den Europaabgeordneten Andreas Schwab und Prof. René Repasi betonte BStBK-Präsident Prof. Dr. Hartmut Schwab die europäische Sonderstellung des deutschen Berufsstands in Europa. Als Organ der Steuerrechtspflege unterliege dieser bereits einem strengen, sanktionsbewehrten Berufsrecht und hohen Zugangsqualifikationen. Er plädierte dafür, Mitgliedstaaten, die bereits einen starken, den steuerberatenden Beruf reglementierenden Rechtsrahmen haben, dringend aus dem Regelungsbereich einer solchen Richtlinie auszunehmen.

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